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PNP | 19.08.2017 | Mit dem Rad zur Klimakonferenz

"Cycle 4 Change" macht auf dem Weg von Wien ins Rheinland am Ökologischen Zentrum Station

Von Theresia Wildfeuer

Auf ihrer politischen Radtour von Wien zur Klimakonferenz in Bonn hat die Aktionsgruppe "Cycle 4 Change" aus Wiener Studenten und österreichischen Bürgern einen Zwischenstopp im Ökologischen Zentrum Stelzlhof eingelegt. Anlass für die Radreise sind die internationalen Klimaverhandlungen zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens in Bonn, die dort im Herbst stattfinden.
"Direkt nebenan im rheinischen Kohlerevier, Europas größter CO2-Quelle, wird weiter der klimaschädlichste Energieträger abgebaut und verfeuert. Deutschland ist Weltmeister bei der Förderung des Klimakillers Braunkohle", betonte "Cycle 4 Change", ein Kollektiv aus radbegeisterten Aktivisten.
"Um katastrophale Folgen des Klimawandels zu verhindern, muss die Kohle im Boden bleiben. Wir haben 2017 Gelegenheit, auf die verheerenden Versäumnisse deutscher und internationaler Klimapolitik aufmerksam zu machen und den sofortigen Kohleausstieg einzuleiten", sagte Karl Haberzettl, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutzes, beim Treffen mit den Teilnehmern von "Cycle 4 Change" am Stelzlhof.
Bis tief in die Nacht hinein diskutierten die Gäste bei heimischem "Gaumenschmaus ohne langen Transportwegen", wie Öko-Kartoffeln aus Salzweg mit Butter und Quark, Ökomilch aus Tiefenbach und Ökobier aus Haselbach über Energiepolitik, Klimafragen, Klimawandel sowie Umweltthemen im Raum Passau und darüber hinaus.
Das Ökozentrum bewirtete die Besucher, die am Stelzlhof übernachteten, auch mit einem gemeinsamen regionalen und klimafreundlichen Frühstück aus Genüssen aus dem Umland, die "nicht mehr als 30 km Transportweg auf dem Rücken haben", wie Karl Haberzettl erläuterte. Dazu zählten Milch und Butter vom Biobauern vor Ort, selbstgemachte Marmeladen aus Früchten vor Ort, die Haberzettl selbst zubereitet hatte, Früchtetee aus selbst gesammelten Kräutern, Frischkäse, Biosemmeln und Brot von der Rudertinger Bio-Bäckerei. Damit habe das Ökozentrum "Flagge für regionale Kreislaufwirtschaft" zeigen wollen, weil diese sichere und neue Arbeitsplätze vor Ort schaffe, Transportwege verkürze und damit Lärm und Abgase verringere, sagte Haberzettl, der das Konzept des Ökologischen Zentrums und die Arbeit des Bund Naturschutzes vorstellte. Dass die regionalen Produkte zudem noch lecker schmecken, auch darin seien sich alle einig gewesen.
Die Fahrrad-Aktivisten organisierten erstmals im Mai 2016 gemeinsam eine politische Radtour von Wien zum Klimacamp und der "Ende-Gelände-Aktion" in der Lausitz bei Cottbus. Die gemeinsamen Erlebnisse und Erfahrungen auf der 700 km langen Radreise durch Österreich, Tschechien und Deutschland, auf der sie auf politisch Aktive aus den unterschiedlichsten Bereichen trafen, seien so einprägsam gewesen, "dass wir beschlossen, weiterzumachen", erzählten die Radler. Sie nannten sich "Cycle for Change" und legten nächste Ziele fest, zum Beispiel zur Degrowth Konferenz und Aktionswoche in Budapest im September 2016.
Die Teilnehmer halten die Fahrradanreise zu Events oder Konferenzen für "sozial-ökologisch revolutionär": Erstens bezüglich der Mobilität, da das Fahrrad das Symbol einer fossilfreien Fortbewegung sei, fossile Energie knapp und es somit notwendig sei, die noch verfügbaren Mengen im Boden zu belassen, damit der Klimawandel nicht noch weiter vorangetrieben wird, argumentierte die Gruppe. Zweitens sei die gemeinsame Radreise partizipativ, weil sie die Kompetenzen aller Beteiligten erfordere, zum Beispiel mit Kochen, Routenplanung oder Radreparaturen. Drittens gehe es um Vernetzung, da der Besuch bei Vereinen, Initiativen oder Projekten zum Austausch von Erfahrungen führt sowie auf persönlicher Ebene und für die Gruppe bereichernd sei. Die Bewegung und sportliche Herausforderung fördere viertens das Selbstvertrauen in das eigene Leistungsvermögen auf körperlicher und mentaler Ebene. Fünftens ermögliche die Fortbewegung mit 15 km/h Entschleunigung eine andere Wahrnehmung der Umgebung als mit 100 oder 1000 km/h. An jedem Tag könnten völlig unterschiedliche Gerüche, Landschaften, Wege oder Siedlungen erfahren werden, erläuterte "Cycle 4 Change" seine Philosophie.