15.09.2016 - PNP - Obernzeller lehnen Pumpspeicher Riedl ab
Einstimmiges Votum: Gemeinderat setzt damit auch Zeichen gegen das Verhalten des Energiekonzerns "Verbund"
von Norbert Pree
Obernzell. Mit einem klaren Nein aller Mitglieder hat der Marktgemeinderat Obernzell das Vorhaben Energiespeicher Riedl in seiner jüngsten Sitzung abgelehnt. Dazu führte man viele Gründe an. Der Gemeinderat machte in der Diskussion klar, dass man auf diese Art auch seinen Protest ausdrückt gegen das Verhalten des Energiekonzerns Verbund und der Grenzkraftwerke im Nachgang zur Hochwasserkatastrophe am Eckerbach im Juni.
Dieses Verhalten sei geprägt von Ignoranz und Arroganz, hieß es vielfach. Die Geschädigten werden sprichwörtlich "im Regen stehen gelassen". Zu ihren momentanen Schäden käme noch die gewaltige Wertminderung ihres Besitzes. Diese Tatsachen schienen für die Verantwortlichen des Energieversorgers ohne Belang, beklagten die Gemeinderäte.
Bedenken wegen Verlandung
Der Marktgemeinderat führte eine Reihe von weiteren Gründen an, die zur Ablehnung des Projektes führen. Dazu gehören die Gefahren durch Hochwasser, drohende weitere Verlandungen, das Grundwasser, der Dükerauslauf, der Auslauf des Plunsenbaches und die Fähre.
In den vorliegenden Planungsunterlagen habe man den Auslauf, anders als bei den Planungen im Raumordnungsverfahren, in den Stauraumbereich verlegt, was für die Ortschaften Obernzell und Erlau große Nachteile mit sich bringe. Laut Beschluss des Landratsamts Passau vom 1. Juni 1955 dürfe die Donau auf maximal 290 Meter über Normalnull aufgestaut werden. Laut den Planungsunterlagen beträgt der Betriebswasserspiegel maximal 290,30 Meter über Meereshöhe. Dies wäre eine Erhöhung des Wasserspiegels um 30 Zentimeter. Außerdem gehe aus den Unterlagen hervor, dass dies sogar Auswirkungen bis zum Kraftwerk Kachlet hätte.
Durch den Einlauf des Pumpspeichers in den Stauraum Jochenstein und der damit verbundenen Anhebung des Wasserspiegels der Donau komme es zu noch stärkeren Verlandungen, so die Meinung, die man nicht weiter hinnehmen könne. Schon jetzt hat der Markt Obernzell in den Bereichen Hafen und Altwasser enorme Schwierigkeiten mit den Verlandungen. Auch im Bereich der gemeindlichen Fähre muss man schon ausbaggern.
Laut eines Aktenvermerks des Wasserwirtschaftsamtes aus dem Jahr 1989 wurden hauptsächlich unterhalb von Obernzell und Erlau seit 1983 Auflandungen und Ablagerungen vonvier bis sechs Millionen Kubikmetern festgestellt, die bei Hochwasserereignissen mit 50 bis 100-jähriger Wiederkehr eine Wasserspiegelanhebung ab 50 Zentimetern verursachen.
Die zunehmende Verlandung sehe inzwischen jeder, hieß es. Deshalb reicht es nach Ansicht der Gemeinde nicht, seitens des Kraftwerksbetreibers für Jochenstein nur die Schifffahrtsrinne von Auflandungen freizuhalten. Zudem würde der Hochwasserschutz für Obernzell vermutlich nicht mehr ausreichen, es gäbe auch Auswirkungen auf den Hochwasserschutz im Gewerbegebiet Sumida, derzeit im Bau, und in der Ortschaft Erlau.
Der Gemeinderat sieht aber auch erhebliches Gefahrenpotential beim Auslauf des Dükers bei der Ecker- und Griesenbachverrohrung in die Donau. Es bestünden hier bereits Probleme beim Einlaufbauwerk mit den Rechen, die Ende Juni einen Rückstau des Wassers verursacht hatten. Es sei zu befürchten, dass sich beim Auslauf in die Donau durch Verlandung und Rückstau weitere Probleme ergeben werden. Der Dükerdurchlauf ist für eine maximale Wasserführung von 50 Kubeimetern pro Sekunde ausgelegt, was aber nur funktioniere, wenn dieser regelmäßig kontrolliert und gesäubert wird sowie der Rechen frei von Treibgut ist.
Durch eine Wasserspiegelerhöhung von maximal 30 Zentimetern würde es auch Probleme mit dem Grundwasser in Obernzell und Erlau geben. Denn bei einem künftigen Hochwasser wäre der Abfluss des Wassers durch die Bauten im Ein- und Auslauf im Stauraum Jochenstein stark eingeengt. Dazu würde auch noch die geplante Kiesbankschüttung das Flussbett einengen und sich so auf den Hochwasserschutz negativ auswirken.
Auch beim Fährbetrieb käme es durch einen erhöhten Wasserspiegel und Wellenschlag zu Problemen.
Auch Einbußen bei Tourismus befürchtet
Man war sich einig, dass eine eventuelle Ausgleichsfläche in Erlau Absicherung für die Ortschaft im Bereich Edlhof bieten müsse. Voraussetzungen für den Unterhalt und auch eventuelle Einrichtungen wie auch Parkplätze müsse die DKJ tragen. Auf Flächen der Gemeinde dürften dagegen keine Ausgleichsmaßnahmen stattfinden, hielt man in der Stellungnahme fest.
Negative Folgen für Obernzell durch den möglichen Pumpspeicherbau sieht man auch im Bereich des Tourismus. So sei zu befürchten, dass durch Baumaßnahmen in Jochenstein die Radfahrer bereits frühzeitig in Passau auf die österreichische Seite ausweichen würden und nicht mehr durch Erlau und Obernzell fahren.