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09.01.2017 - PNP - Teer, Atommüll und Nordtangente

Bund Naturschutz zieht Jahresfazit für 2016 – "Straßenbau bedroht Umwelt- und Lebensqualität im Landkreis"

Passau. Der größte Natur- und Umweltschutzverband im Landkreis sowie der Stadt Passau freut sich über Erfolge beim Schutz bedrohter Heimatlandschaften und einen großen Mitglieder- und Fördererzuwachs im Jahr 2016. Das schreibt die Kreisgruppe des Bund Naturschutz in einer Pressemitteilung. Besonders stark gemacht haben sich die Naturschützer demnach für mehr ökologische Landwirtschaft und Lebensmittel ohne Gentechnik und Pestizide, für eine Bürgerenergiewende und die Bekämpfung von Fluchtursachen durch mehr Fairness im Welthandel.

Größere Grundstücksflächen konnten angekauft werden, und werden in nächster Zeit naturschutzfachlich optimiert. Als besonders erfreulich sieht der BN die Zusammenarbeit mit Landwirten, die die Flächen nach ökologischen Vorgaben bewirtschaften. Als Lichtblick sieht Kreisvorsitzender Karl Haberzettl den Beschluss der Staatsregierung für einen neuen, dritten Nationalpark in Bayern, sowie die zunehmende Akzeptanz für Bayerns Ureinwohner wie Luchs, Flussperlmuschel, Wildkatze und Biber.

"Großangriff auf die bayerische Heimat"

"Als einen Großangriff auf die Bayerische Heimat" sieht Haberzettl, die geplanten Erleichterungen der Staatsregierung für Bau- und Gewerbegebiete auf der grünen Wiese. "Was Bayern braucht, sind mehr ökologisch wirtschaftende Unternehmen, ein ambitioniertes Klimaschutzgesetz und neue Wege aus der umweltzerstörenden Wachstumswirtschaft. Wir brauchen auch nicht ständig neue Umweltgesetze, sondern mehr Personal, das die Einhaltung bestehender Gesetze überwacht." Das beste Beispiel dafür sei im Landkreis Passau der Teerskandal in Hutthurm. Haberzettl: "Ich bin der Meinung, zu dieser Umweltsauerei hätte es nach geltendem Recht nicht kommen müssen und dürfen. Jetzt muss der Steuerzahler Millionenbeträge für eine ordnungsgemäße Entsorgung zahlen."

Als weiteres Beispiel nennt Haberzettl das Problem Atommüll: "In Bayern stehen die meisten Atomkraftwerke Deutschlands, aber wir wollen keinen Atommüll, auch nicht in unserem heimischen Granit."

Traurig stimmten die Naturschützer im zurückliegendem Jahr der Milchpreis und die Lebensmittelpreise allgemein. Zu diesen Preisen könne es keine artgerechte Tierhaltung geben, bedauert der BN. Das Wirtschaftsprinzip "immer mehr, immer schneller und immer billiger" im Bereich der Landbewirtschaftung treffe den Naturhaushalt ins Mark. Bienensterben und der Rückgang der Artenvielfalt in der Fläche seien beste Beispiele dafür. Die Ausweitung industrieller Massentierhaltung gefährde Landwirte, die tierschutzgerecht arbeiten wollen.

Naturschützer wollen weitere Flächen kaufen

Traurig stimmte die Naturschützer auch das Festhalten an der Nordtangente. Haberzettl: "Was mich am meisten aufregt, ist, dass es unmöglich ist, an die Berechnungsgrundlage dieses widersinnigen Straßenbauprojekts zu kommen. Dass gerade die Nordtangente Passau bayernweit die Straße ist, die sich am besten rechnet, ist schlichtweg gelogen. "

Untrennbar zusammen gehören laut Haberzettl Friedenssicherung, Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen, engagierter Klimaschutz und die Bekämpfung der Fluchtursachen. Er fordert: "Wir brauchen nicht unfaire Handelsabkommen wie TTIP und CETA und kein Flächen fressendes Straßenneubauprogramm, denn das bedroht die Umwelt- und Lebensqualität in Bayern, auch bei uns im Landkreis Passau."

Mit Eigentum und Pacht betreut und sichert der BN inzwischen über 3000 Hektar schutzwürdiger Lebensräume, verteilt über ganz Bayern. Die Kreisgruppe Passau werde sich an der Vergrößerung dieser Flächen auch im Jahr 2017 durch gezielten Ankauf beteiligen, wie sie mitteilt. − red