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PNP | 29.08.2022 | Dicke Luft „Am Waldrand"

Beplante Fläche zeigt große Flächen ohne Wald – BN dokumentiert dagegen massive Naturverjüngung

Thyrnau. Als der Gemeinderat beschlossen hatte, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan für das Gebiet „Am Waldrand“ auf den Weg zu bringen, gingen die Anwohner auf die Barrikaden gegen das in ihren Augen „unverantwortliche Bauvorhaben“ (PNP berichtete). „Wald“ war auch Thema beim Jour fixe der Bund Naturschutz-Kreisgruppe, vor allem solcher, der gerodet werden soll oder schon wurde für Baumaßnahmen aller Art, so der Sprecher zu Waldfragen Michael Held.
Einig waren sich alle Teilnehmer mit der Feststellung: „Trotz Klimawandel und Artenschwund sieht die Politik den Wald immer noch als billige Flächenreserve.“ Gesprochen wurde über verschiedene Bauprojekte im Landkreis wie Jägerholz in Passau-Patriching, Marterberg in Vilshofen, Pullman City in Eging und Areg in Neuburg – alles geplante Baumaßnahmen, denen der Bund Naturschutz ablehnend gegenüberstehe, heißt es in der Pressemitteilung.
Einen breiten Raum habe das in der Aufstellung befindliche Baugebiet „Am Waldrand“ in der Gemeinde Thyrnau eingenommen. Als „einen Schlag ins Gesicht der Natur“ bezeichnete stellvertretender Kreisvorsitzender Andreas Pontz die Namensgebung, vor allem, wenn man weiß, dass der Waldrand abgeholzt wird, sollte das Baugebiet verwirklicht werden. Stehenbleiben würde nur ein kläglicher Rest. Laut dem ehemaligen Förster Hans Gaisbauer ist der jetzige Waldrand aus vielen alten Eichen ein Nahrungshabitat für Fledermäuse und auch für viele andere Tiere und Insekten.
Intensiv diskutiert wurde über Aussagen im Bebauungsplanentwurf. Die betroffene Waldfläche hätte aufgrund von Käferkalamitäten im Bereich der Nadelbäume massive Ausfälle bei den Altfichten gehabt, dies berechtige aber nicht zu der Aussage, dass hier kein Wald mehr vorhanden ist. Stellvertretender Kreisvorsitzender Martin Stockmeier zitierte Horst Stern, für den der Wald mehr ist als die Summe der Bäume. Auch hier in Thyrnau sei der Wald für die Anwohner Staubschutz, Lärmschutz, Co2-Speicher und eine Sauerstoffoase.
Laut Michael Held hat auf der gesamten Fläche eine massive Naturverjüngung von Tannen und Laubbäumen stattgefunden, woraus Stockmeier folgert: „Allein die Bilder, die in dem Bebauungsplanentwurf enthalten sind, entsprechen nicht den tatsächlichen Gegebenheiten und geben nicht den wahren Naturzustand dieses Waldes wider.“ Auch die Wortwahl in der Beschreibung täusche über den wahren naturschutzfachlichen Wert der Waldfläche hinweg. „Fakt ist: In diesem Wald gibt es viele, hochgeschützte Tierarten, die ab einer bestimmten Größe hier nicht mehr heimisch sein können, weil eben der Lebensraum zu klein ist und somit auch die Nahrung nicht mehr hergibt. Das gilt für Fledermäuse, Äskulapnatter, Haselmaus, Springfrosch und diverse andere Arten.“
Um den wahren Wert und die Schönheit des Waldes, aber auch die bereits vorhandene Naturverjüngung zu zeigen, hat der Bund Naturschutz Aufnahmen mit einer Drohne gemacht. Diese Aufnahmen würden den Bildern des Bebauungsplanentwurfs gegenübergestellt, heißt es abschließend. − red