PNP 22.02.23 Bund Naturschutz sagt „Nein“ zum Pumpspeicher Riedl
Hier gehts zur Laudatio von Dr. Anton Huber
Umweltgerechte Energiegewinnung nur mit Energiespeicher – Flächenfraß durch Baugebietsausweisungen – Ehrung für Dr. Anton Huber
Von Hans Schauer
Tiefenbach. Das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik schwinde durch leere Versprechungen zum Klimawandel und zur Energiepolitik, sagte der Vorsitzende der Kreisgruppe Passau des Bund Naturschutz, Karl Haberzettl, bei der Jahreshauptversammlung.
Im Bericht für 2022 erwähnte er die Investitionen in die mobile Saftpresse von 20000 Euro und bezifferte deren Wert mittlerweile auf gut 100000 Euro. Dann ging er näher ein auf den Flächenfraß, bedingt durch Ausweisungen von Bau- und Gewerbegebieten, die teilweise mit Abholzungen größerer Waldbestände einhergehen. Durch „Straßenbau bis zum Geht nicht mehr“ gebe es Artenschwund und einen Verlust der Biodiversität. Dagegen soll das Pumpspeicherkraftwerk in Riedl realisiert werden, was mit einem Flächenverbrauch von 110 Hektar einhergehe und nicht in die heutige Zeit passe. Durch fossile Energieträger wie Gas und Öl haben 2022 die Ölkonzerne 195 Milliarden Euro mehr Gewinn als in den Vorjahren gemacht, stellte Haberzettl fest. Er betonte ein „Ja“ des Bund Naturschutz zu einer Flüssigluft-Speicherung mit angeschlossener Wasserstoffproduktion. Eine derartige Anlage würde nur zwei Hektar Fläche verbrauchen. 2022 wurden nach Auskunft der Windkraftanlagenbetreiber 5,8 Terawatt Strom aus Windkraft und Solarenergie produziert. Der Vorsitzende geißelte in seinen Ausführungen die Abschaltung von PV-Anlagen bei einer angeblichen Strom-Überproduktion, die zur Netzstabilität beitragen soll, denn „das ist bundesweit Strom für 1657000 Haushalte“. Durch Atomstrom wurden nach den Worten von Haberzettl seit 1950 mehr als eine Billion Euro an gesamtwirtschaftlichen Kosten verursacht, was auf ein Jahr 13,6 Milliarden Euro bedeutet.
Er kritisierte den Bau der A 94 von München bis zur Anschlussstelle an die A 3 bei Pocking, in diesem Bereich könne auf einer Länge von 33 Kilometern die Autobahn nur an sechs Stellen über- oder unterquert werden, was teilweise lange Umwege bedeutet. Haberzettl kritisierte das niederbayerische Bäderdreieck wegen der Industrialisierung. In Eging sollen für Parkplätze für die Westernstadt Pullman City 13 Hektar Wald abgeholzt werden, obwohl genügend Parkplätze vorhanden wären, die sich in Privateigentum befänden. Er forderte den Eginger Bürgermeister auf, mit den Eigentümern der Parkplatzflächen zu reden, ob diese nicht für Pullman City zur Verfügung gestellt werden könnten. Als weitere Naturzerstörung bezeichnete er die Rodung von 21000 Quadratmeter Wald mit teils tausendjährigen Eichen für den Bau einer Umgehungsstraße für Thyrnau. Angeblich sei dieser Wald krank und wirtschaftlich ohne Wert, aber in den vergangenen sechs Jahren habe sich darauf gesunder Nachwuchs entwickelt. Der Vorsitzende bedauerte den Einbruch des Bio-Marktes um mehr als 40 Prozent im vergangenen Jahr.
Als Höhepunkt 2022 bezeichnete Karl Haberzettl die Verleihung des Bund Naturschutz-Umweltpreises an die Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, Prof. Claudia Kempfert.
Den Vortrag des finanziellen Jahresabschlusses übernahm der Vorsitzende für die verhinderte Schatzmeisterin Ilse Sartor selbst und verkündete eine äußerst erfolgreiche Jahresbilanz, trotz eines viel beredeten Krisenjahres. Die Rechnungsprüfer Christian Schmid und Werner Grabl bescheinigten der Schatzmeisterin einwandfreie Buchführung, so dass die Entlastung des Vorstands bei vier Enthaltungen fast einstimmig erfolgte. Einstimmig angenommen wurde auch der Haushaltsplan für 2023.
Nachdem die bisherige Schatzmeisterin Ilse Sartor ihr Amt zur Verfügung stellte, wurde Silvia Prügl von der Versammlung einstimmig zu ihrer Nachfolgerin gewählt. Zu wählen waren auch ein Delegierter und ein Ersatzdelegierter zur Delegiertenversammlung des Landesverbandes. Als Delegierten wählten die Mitglieder einstimmig Rudi Tendler und als Ersatzdelegierten Christoph Streicher.
Auch die Ehrung langjähriger Mitglieder sowie die Vergabe des Umweltpreises der Bund Naturschutz-Kreisgruppe Passau stand auf der Tagesordnung. Ausgezeichnet mit einer Urkunde und einer extra angefertigten Schiefertafel wurden die langjährige Schatzmeisterin Ilse Sartor, Jürgen Geier für seine langjährige Mitarbeit in der Vorstandschaft und Issi Gaißinger für die Gestaltung der Homepage. Für ihre langjährige Mitgliedschaft erhielt Irmgard Rosenbeck das Vereinsabzeichen in Gold. Geehrt wurden auch der Sprecher der „BI Nordtangente“ Martin Ziegler für seine langjährige Mitarbeit in der Vorstandschaft der Kreisgruppe sowie stellv. Vorsitzender Andreas Pontz als guter Vogelstimmenkenner und Leiter zahlreicher Vogelschutzwanderungen.
Die Laudatio auf den Träger des Umweltpreises 2023 der Kreisgruppe Passau vom Bund-Naturschutz Dr. Anton Huber hielt Günther Weber. Er bezeichnete den Preisträger als Menschen mit klar definierten Wertevorstellungen, mit Durchhaltevermögen, als unermüdlichen Kämpfer für Natur und Umwelt, der jahrzehntelang an vorderster Front Zähne gezeigt und zuweilen scharfen Gegenwind ausgehalten hat. „Man traut Dr. Anton Huber auf den ersten Blick die Zähigkeit und Power gar nicht zu, die sich hinter seiner leise auftretenden und honorigen Person verbergen“, betonte Weber, „aber er war viele Jahre über die Region hinaus als geachteter und gefürchteter Streiter gegen Atomkraft, Planungswillkür und Donauausbau bekannt, der sich für die nachhaltigen Interessen der Menschen sowie für Natur und Landschaft in der Region einsetzte.“ Der Ausgezeichnete war 1980 auch Mitbegründer des „Bürgerforum Umwelt Vilshofen“, mit dem Ziel, das geplante Atomkraftwerk Pleinting zu verhindern. Innerhalb kürzester Zeit wuchs das Bürgerforum auf 2500 Mitglieder und damit zur größten Bürgerinitiative Ostbayerns an. „Trotz aller Brisanz der Themen und ermüdender Verzagtheit hat man das Gefühl, von der Erfahrung Dr. Anton Hubers zu profitieren und von seinem unerschöpflichen Optimismus aufgebaut zu werden“, so Weber.
Im Ausblick auf 2023 betonte Haberzettl, er hätte den Ausgang des Dialogforums „Nordtangente Passau“ vorhersagen können. Die Stadt Passau hat bereits 2020 ein Schallgutachten in Auftrag gegeben, das mit 160 Seiten beantwortet wurde. Hierin wurden, auch mit Kosten unterlegt, Vorschläge gemacht, wie man Lärm und Abgase am Anger verhindern könnte. Die Kreisgruppe, der das Gutachten vorliegt, will damit an die Öffentlichkeit gehen, da seitens der Stadt daraus keine Konsequenzen gezogen wurden, betonte er. Er prophezeite viel Lkw-Verkehr durch die Sanierung des Flusskraftwerks Oberilzmühle 2023.
Andreas Schmid stellte einen Entwurf für die Gegnerschaft der Rallye-Weltmeisterschaft vor, er will dazu Unterschriften sammeln. Dem pflichtete auch Dr. Huber bei mit der Feststellung, die Rallye sei ein wahrer Irrsinn.