13.04.2017 - PNP - Bund Naturschutz kritisiert Flächenverbrauch
Passau. Den enormen Flächenverbrauch generell und speziell im Landkreis Passau hat der Bund Naturschutz (BN) angeprangert. "Er ist nicht im Fokus der Politik, weil er mit Wachstum und Wohlstand verbunden wird", kritisierte BN-Kreisvorsitzender Karl Haberzettl auf der Vorstandssitzung. Er rief Politiker auf, entschieden gegenzusteuern.
Alternativen aufzeigen als Aufgabe der Politik
Von Landrat Franz Meyer fordert Karl Haberzettl ganz konkret, sich für neue beziehungsweise veränderte ökonomische Instrumente im kommunalen Finanzausgleich und beim Grund- und Bauland-Steuerrecht einzusetzen, Entsiegelungs- und Renaturierungskonzepte aufzulegen sowie Leerstandsmanagement und verkehrliche Maßnahmen einzuführen, denn: "Es ist Aufgabe der Politik, Alternativen aufzuzeigen, wie Wohlstand gehalten und Flächenverbrauch reduziert werden kann." Der Klimaschutzplan der Bundesregierung von November 2016 ziehe die Leitplanken für ein Umsteuern in Wirtschaft und Gesellschaft. Ziel sei eine Verringerung des Flächenverbrauchs in Richtung "Netto 0". Dies bedeute gemäß einer Vorgabe der Europäischen Kommission eine Flächenkreislaufwirtschaft.
Kritik gab es vom BN-Kreisvorsitzenden auch für den Vorwurf des Landrats, Grünen-Kreisrat Toni Schuberl würde den Landkreis schlechtreden, weil er den Flächenfraß im Landkreis zum Thema gemacht hatte (die PNP berichtete). "Wer vorausschauende, dem Allgemeinwohl verpflichtete Politik betreibt, muss Sachen ansprechen dürfen, die von vielen anderen Parteien totgeschwiegen werden", so Karl Haberzettl.
"Flächenfraß ist ein grundlegendes Problem. In den letzten 50 Jahren sind weltweit 40 Prozent der Ackerfläche verloren gegangen. Als Kreisrat muss man sich auch um den Flächenverbrauch im Landkreis Passau kümmern", fand auch 2. Kreisvorsitzender Martin Stockmeier.
Wie Karl Haberzettl fortführte, ist der Landkreis zwar Mitglied im bayernweiten Bündnis zum Flächensparen, gleichzeitig aber auch bayernweit Spitzenreiter im Flächenverbrauch. Und bei der Zersiedelung sei er führend.
Einen Grund für den hohen Flächenverbrauch im Landkreis sah Vorstandsmitglied Michael Held in den – verglichen mit München oder Landshut – noch günstigen Grundstückspreisen. Im Raum München gebe es Flächen, die 4500 Euro je Quadratmeter kosten.
Aber es gab auch Lob von den Naturschützern: "Der Landkreis leistet viel", bestätigte der Kreisvorsitzende im Hinblick auf Flussperlmuschel-, Fledermaus- und Wiesenprojekte. Trotzdem werde der Lebensraum für Tiere immer kleiner. Alleine in den letzten 30 Jahren seien im Landkreis 10000 Hektar an landwirtschaftlichen Böden verbraucht worden – acht Prozent der Landkreisfläche. "Gerade hier bei uns ist ein schonender Umgang mit der Ressource Boden notwendig", so der Appell von Karl Haberzettl. Als Beispiele für den Flächenschwund nannte die BN-Vorstandschaft die Kreuzung in Salzweg-Nord für das Sonder- und Gewerbegebiet Jägeröd, die die Gemeinde 1,4 Millionen Euro kostete, die aber nur 14000 Euro an Gewerbesteuer daraus jährlich einnehme, sowie die Verkehrsspange Thyrnau. Der vom BN vorgeschlagene Kreisverkehr zur Lösung der Verkehrssituation sei von den Verantwortlichen abgelehnt worden.
Unterstützung vom Bauernverband
Der BN-Kreisvorstand begrüßte es, dass auch der Bauernverband (BBV) den Flächenverbrauch kritisiert. Grund und Boden seien wertvollstes Kapital der Landwirte, aber eine endliche Ressource, mit der sparsam umzugehen sei. Martin Ziegler lobte die Visualisierung des BBV, die darlege, wie viel Fläche in der Sekunde verbraucht wird und wie viele Semmeln aus dem Getreideertrag des Felds gebacken werden könnten.