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27.09.2016 - PNP - Schwarzer Käfer begeistert Bayerns Forst-Chef

BaySF-Vorstandsvorsitzender Martin Neumeyer entdeckt im Steinkart die Liebe zum seltenen Schwarzen Grubenlaufkäfer

von Andreas Nigl

Bad Griesbach/Neureichenau. Der eine ist klein, rund und weiß. Der andere klein, länglich und pechschwarz. Kleine Dellen in der Oberfläche haben sie aber beide. Während in den letzten Tagen das Mekka der Golfwelt auf den Plätzen rund um Bad Griesbach lag, stand am Freitag in den Wäldern Drumherum ein anderer "Star" kurz im Mittelpunkt: der seltene Schwarze Grubenlaufkäfer. Martin Neumayer, der Vorstandsvorsitzende der Bayerischen Staatsforsten, ließ sich im Rahmen seines Antritts-Besuchs des Forstbetriebs Neureichenau einen der seltenen Standorte im Steinkart zeigen.

Schattig, nass und mit offener Bodenstruktur, so schaut der ideale Standort des Käfers aus, der in Deutschland in Niederbayern seine Hauptverbreitung habe, erläuterte Michael Franzen von der Zoologischen Staatsammlung in München das seltene Insekt. Er hatte es zufällig in den Wäldern um Bad Griesbach entdeckt. Schon als Jugendlicher sei er von dem Räuber fasziniert gewesen, der seine Beute auch unter Wasser fange.

Neumayer sagt zu, die Gräbeneinhänge bei der Holzernte großräumig aussparen und gleichzeitig Verbesserungsmaßnahmen umzusetzen. Dazu gehört z.B. gezieltes Belassen von abgestorbenen Stammstücken und Kronenteilen im Wald. Außerdem schlug er vor, den Schwarzen Grubenlaufkäfer und seine Lebensgewohnheiten zum Gegenstand einer Doktorarbeit zu machen, die man von Seiten der Staatsforsten finanziell unterstützen werde. Zudem werde man den Käferschutz im Naturschutzkonzept des Forstbetriebs festschreiben. Bei Franzen rannte er damit offene Türen ein, "denn der Ureinwohner dieser Wälder ist noch sehr wenig erforscht".

Offene Türen mit seiner Ankündigung, ein seltenes Tier in den Wäldern der Staatsforsten schützen zu wollen, fand Neumayer auch bei Karl Haberzettl, dem Vorsitzenden der Passauer Kreisgruppe des Bund Naturschutz, vor. Haberzettl sprach dann auch von einer sehr guten Zusammenarbeit mit dem Forstbetrieb Neureichenau unter dessen Leiterin Gudula Lermer, deren Vorgänger Michael Held und den zuständigen Revierförstern wie Georg Greil. Haberzetttl betonte, dass man zwar nicht immer der gleichen Meinung sei, man kommuniziere aber offen miteinander: "Durchs Reden kemmand Leid zam".

Neumayer betonte in diesem Zusammenhang, dass er beeindruckt sei, wie der Forstbetrieb Neureichenau dastehe, der Wälder zwischen Neureichenau im Bayerischen Wald und Bad Griesbach im Rottal bewirtschafte. Sei es in Sachen zukunftsorientierter Waldnutzung, sei es in Sachen Naturschutz. Neben dem Schwarzen Grubenlaufkäfer würden hier auch der Schutz des seltenen Habichtskauzes und des Birk- und Auerwildes groß geschrieben.

Schwarzer Grubenlaufkäfer

Der in Europa sehr seltene Käfer – er steht auf roter Liste gefährdeter Tiere – hat in Niederbayern seinen Verbreitungsschwerpunkt, ist aber auch hier nur noch in wenigen Rückzugsorten wie sumpfigen Quelllebensräumen in dichten Wäldern, nachgewiesen. Die zirka drei Zentimeter großen Tiere sind hochspezialisiert und daher auch sehr empfindlich, wenn z.B. Gewässer austrocknen oder Rohbodenflächen zuwachsen. Als flugunfähige Laufkäfer fehlt ihnen die Möglichkeit, sich auszubreiten oder kurzfristig einen neuen Standort zu besiedeln. Sie jagen nachts, teilweise auch im flachen Wasser, kleine Insekten, Krebstiere und Schnecken. Den Winter verbringen sie in morschen Baumstümpfen, die sie in den Scherengräben überall vorfinden. Von anderen Laufkäferarten unterscheidet er sich durch seine Oberfläche mit kleinen Dellen.