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11.07.2016 - PNP - Vorbildliche Waldwirtschaft im Kirchenwald

Bund Naturschutz lobt die Diözese Passau − Mit dem Bischof auf "Waldfahrt" unterwegs
von Marianne Lechner

FRG/Passau. Im Rahmen einer "Waldfahrt" in die Kirchenwälder der Diözese Passau lobte der Bund Naturschutz in Bayern (BN) deren vorbildliche Bewirtschaftung. Seit 2014 setzen die Verantwortlichen der Diözese auf 1300 Hektar der Kirchenwälder das Waldbewirtschaftungskonzept "Schöpfungsorientierte Waldnutzung" um.

"Wir danken der Diözese Passau unter der Leitung von Bischof Dr. Stefan Oster SDB für das sehr fortschrittliche Waldbehandlungskonzept", so BN-Landesvorsitzender Hubert Weiger. "Die Waldnutzung erfolgt auf hohem forstfachlichen und ökologischen Niveau und die Natur erhält daneben auf einem kleinen Flächenanteil auch Raum sich frei zu entfalten."

"Ein Geschenk des Schöpfers an uns"

"Der Wald ist ein Geschenk des Schöpfers an uns, das wir auf Dauer für die gegenwärtigen und künftigen Generationen erhalten wollen. Ein wichtiger Grundansatz für uns ist dabei die Bewahrung einerseits und die Möglichkeit zur Entfaltung von Vielfalt, also natürliche Biodiversität, andererseits", antwortet Bischof Dr. Stefan Oster, "ich freue mich, dass wir mit den Richtlinien der Bewirtschaftung in den Kirchenwäldern unserer Diözese auch dem Auftrag gerecht werden, den uns Papst Franziskus in ’Laudato Si’ so eindringlich ans Herz legt."

Waldnutzung und Waldschutz vorbildlich

Das von Peter Langhammer für die Kirchenwälder der Diözese Passau entwickelte Konzept "Schöpfungsorientierte Waldnutzung" berücksichtigt in vorbildlicher Weise zentrale, für den Naturschutz entscheidende Aspekte. "Es steht nicht der höchste Ertrag im Vordergrund, sondern das Ziel, den Wald als Schöpfung nachhaltig in ihrem Wert zu erhalten", so Dr. Josef Sonnleitner, Finanzdirektor der Diözese. "Ökologie und Ökonomie stehen nebeneinander. Durch die Erhaltung und Nutzung natürlicher Prozesse in der Waldwirtschaft und die bestmögliche Annäherung an natürliche Strukturen und Vielfalt wird ein Maximum an ökologischer wie ökonomischer Stabilität gewährleistet."

Matthias Drexler, der Leiter des Waldreferats der Diözese Passau, meint: "Die Strategie der schöpfungsgerechten Waldnutzung ist nicht neu und geht auf Generationen von Bauern im Bayerischen Wald zurück. Es gilt wertvollen Rohstoff zu nutzen, aber auch bestimmte Bäume absterben zu lassen und Biotopbäume speziell zu schützen − und so bestimmte Tier- und Insektenarten."

Damit setzt die Diözese Passau auch unmittelbar Forderungen aus der Umwelt-Enzyklika "Laudato Si" von Papst Franziskus um.

In den Kirchenwäldern der Diözese Passau dürfen die Bäume dick und alt werden, bevor sie kleinflächig bis einzelbaumweise genutzt werden. Ein besonderes Augenmerk wird auf die natürliche Waldverjüngung und damit auf den "Wald von morgen" gelegt. Biotopbäume werden geschützt und Totholz als wichtige Lebensstätte für viele Arten erhalten. Im Rahmen einer nachhaltigen Waldwirtschaft wird auf die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und des Bodenwasserhaushalts besonders Rücksicht genommen.

Daneben sollen sich auf 5 Prozent der Fläche Wälder natürlich entwickeln dürfen: Hier soll der Waldnatur Raum für eine vom Menschen möglichst unbeeinflusste Entwicklung der göttlichen Schöpfung gegeben werden. Davon können Arten wie der Weißrückspecht sowie viele Fledermaus-, Käfer- oder Pilzarten profitieren, weil sie teilweise so hohe Ansprüche an ihren Waldlebensraum stellen, dass diese im Wirtschaftswald kaum zu erfüllen sind. Dementsprechend sind viele dieser "Altwaldarten" selten bzw. oft − zumindest regional − sogar schon ausgestorben.

Raum für natürliche Entwicklung

Mit dieser Art und Weise der Waldnutzung und des Waldschutzes soll die göttliche Vielfalt bewahrt werden und sich als natürliche Biodiversität entfalten können. "Wir begrüßen als Kreisgruppe des BN vor Ort auch die kooperative Umsetzung des Waldkonzeptes, bei der Jäger, Forstverwaltung und Waldbesitzervereinigung eingebunden und beteiligt werden", so Karl Haberzettl, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Passau.

"Die Kirchenwälder sind ein schönes Beispiel dafür, wie seit Generationen nachhaltig wirtschaftende Förster die Entstehung eines naturnahen Wirtschaftswaldes erst ermöglicht haben, der nun durch ein zukunftsweisendes Konzept gesichert, weiterentwickelt und so zum Vorbild werden kann", lobt Peter Mayer, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Freyung-Grafenau.

Das Programm der "Waldfahrt" sah folgende Stationen vor. Treffpunkt war der Stelzlhof in Passau. Im Bus wurden die Teilnehmer in den Kirchenwald bei Thurmansbang im Landkreis Freyung-Grafenau gefahren, wo Bürgermeister Martin Behringer die Exkursionsteilnehmer begrüßte. Revierförsterin Sandra Prent schloss sich ebenfalls der Waldbegehung an.

Matthias Drexler von Waldreferat übernahm die Führung durch den Kirchenwald und dank seiner fachlichen Erläuterungen konnte von allen anschaulich nachvollzogen werden, wie natürlich sich dieser Wald entwickeln durfte und weiterhin darf. Sehr beeindruckt und erfreut von der Natürlichkeit des Waldbestandes, dem Naturerlebnis und den örtlichen Lebensräumen fand anschließend im Stelzlhof ein Imbiss mit Pressegespräch statt, zu dem auch Bischof Oster dazukam.

Biotopbäume fast 200 Jahre alt

Eine weitere Besichtigung eines naturnah bewirtschafteten Kirchenwaldes mit dem Bischof und der Exkursionsgruppe fand dann in unmittelbarer Nähe des Stelzlhofes statt. Als Besonderheit wurden drei gekennzeichnete Buchen-Biotopbäume begutachtet, die als Gruppe stehen und an die zweihundert Jahre alt sein dürften.

Die Exkursionsteilnehmer wie auch der Bischof selbst waren von der nachhaltigen Waldwirtschaft der Diözese Passau abermals sehr beeindruckt und begeistert.


Vorbildliche Waldwirtschaft der Kirchenwälder

05. Juli 2016 - BN LOBT WALDWIRTSCHAFT IN DIÖZESE PASSAU

Impressionen der Waldfahrt in die Kirchenwälder der Diözese Passau mit Bischof Dr. Stefan Oster SDB und u.a. Vertretern des BUND Naturschutz in Bayern e.V. wie Prof. Dr. Hubert Weiger