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Artenvielfalt mit eigenen Augen sehen | PNP 27.07.2022

BUND Naturschutz ist unterwegs mit seinem „Insektencheck-Schaukasten“

Lkr. Passau. „InsektenCheck auf den BN-eigenen Flächen“ heißt ein Punkt im Jahresprogramm der Kreisgruppe Passau im Bund Naturschutz. Dabei kann man mit eigenen Augen sehen, welche Artenvielfalt auf diesen Flächen, die rein ökologisch mit Landwirten zusammen bewirtschaftet werden, herrscht.

„Wir brauchen über das ganze Land verteilt solche Flächen, wo nicht der Gewinn und das Wirtschaftliche im Vordergrund stehen, sondern die Bewirtschaftung nach ökologischen Kriterien zum Erhalt der Artenvielfalt erfolgt“, erklärt BN-Kreischef Karl Haberzettl in einer Mitteilung. „Wenn wir das die nächsten Jahre nicht schaffen, verlieren wir unwiederbringlich den größten Teil unserer Insektenvielfalt. Dies wird auch Auswirkung auf alle anderen Tiere haben, die sich von Insekten ernähren, und auf die Erträge der landwirtschaftlichen Flächen.“

Er nennt ein Beispiel: „In meiner Kindheit und Jugend haben wir bei Festen, wenn wir länger aufbleiben durften, ab Juni immer Glühwürmchen gejagt. Die flogen zu Hunderten herum. Wer sieht heute noch am Abend beim Spaziergang zumindest zwei, drei Glühwürmchen fliegen?“ Jugendliche würden die Leuchtkäfer oft gar nicht mehr kennen, wenn er danach frage. „Dies ist ein realistischer und kein wissenschaftlicher Beweis für den Insektenrückgang“, findet Haberzettl. Von den Leuchkäfern, in der Fachsprache lat. Lampyridae genannt, gibt es weltweit über 2000 Arten – „aber immer weniger, vor allem in unserer intensivst genutzten Heimat“, so Haberzettl.

So unterschiedlich und faszinierend die Insekten sind, bilden sie die artenreichste Gruppe der Tierwelt und sind für das Ökosystem unentbehrlich. „Trotz des Wissens um den Wert dieser Tiergruppe passiert seitens der Politik sehr, sehr wenig zum Erhalt der Insektenvielfalt“, bedauert Haberzettl. „All die angedachten Maßnahmen sind das Papier nicht wert, auf die sie geschrieben werden, wenn sie nicht in der freien Natur umgesetzt werden.“

Der Bund Naturschutz hat eigens zum Aufzeigen von Insektenvielfalt auf verschiedenen Flächen einen Anschauungskasten mit Glasscheiben gebaut. Mit Keschern werden auf den Flächen Insekten kurzzeitig eingefangen und in die Kästen entleert. Diese sind zweiteilig gebaut, der oberste Schaukasten hat einen Gitterboden, durch den die kleinen Insekten durchfallen und die größeren wie Heuschrecken oder Schmetterlinge oben bleiben. „Nachdem die Insekten getrennt wurden, wird auch über dem unteren Kasten eine Glasscheibe eingeschoben, so dass die Insekten nicht entkommen können“, sagt Haberzettl. Bei spät gemähten und ökologisch bewirtschafteten Wiesen sei eine enorme Anzahl verschiedener Insekten zu erkennen, so Haberzettl: „Im Regelfalle sind es mindestens 30 bis 40 verschiedene Arten. Man braucht keine spezielle Artenkenntnis, man sieht sofort, was Artenvielfalt bedeutet.“

BN-Mitstreiterin Manuela Weber ist bei jeder Schaukasten-Veranstaltung dabei: „Wir freuen uns, dass wir mit dem Ankauf und der Pflege, verbunden mit einem hohen Geldmitteleinsatz, einen großen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten. Erschreckt zeigen sich die Teilnehmer über die fast leeren Kästen bei Rasenflächen und intensiv bewirtschaftetem Grünland.“ Auch künstlich angelegte Blumenrabatten und die gut gemeinten Blühstreifen von Landwirten entlang der Maisäcker würden darüber nicht hinweghelfen, so die Naturschützer. „Von den Schottergärten und Rasenrobotern müssen wir weg, denn auch der Flächenanteil von Gärten spielt eine wichtige Rolle.“ − red