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Umweltorganisationen entsetzt über Abkehr vom Ausstieg: Forderung nach klarem Nein zur Atomkraft!

Bilder: Heinrich Inkoferer, BN Landshut

Nach Versorgungs-Stresstest:

Umweltorganisationen entsetzt über Abkehr vom Ausstieg: Forderung nach klarem Nein zur Atomkraft!

Auch BN Passau unterstützte Protesaktion auf`m Gillamoos

Passau, Essenbach/Lingen/Neckarwestheim, 6.9.2022

Der Bund Naturschutz Kreisgruppe Passau, hat sich auch an der Kurzfristig anberaumten Protestaktion der Verschieden Organisationen beteiligt. Der Kreisvorsitzende Karl Haberzettl ist mit Begleitung auch nach Abendsberg gefahren, um seine negative Meinung zur Atomkraft durch lautstarkes Trommeln zu unterstützen. Trotz der kurzfristigkeit waren  doch viele Atomgegner unterwegs. Haberzettl ich und andere mussten uns auch von Anhängern einer bestimmten rechten Partei als Nazi beschimpfen lassen die beseitigt werden müssen. Die Aktion war wichtig, da alle politischen Parteien mit Musikbegleitung die von den Demonstranten/Innen mit lautem Trommeln unterstützt wurden an dem Protesstand der Atom Gegner vorbeiziehen mussten. Wir müssen unsere Meinung öffentlich machen zu der Gefährlichen Nutzung der Atomkraft, für deren Ausstieg ja auch die CDU/CSU gestimmt hat. „Angstmacherei wie sie derzeit von vielen Parteien betrieben wird, hat nichts mit Wahrheitsgemäßer Politik zu tun, sondern ist gezielt auf Stimmenfang ausgerichtet“, so Haberzettl. Ich will die derzeitige Lage nicht schön reden, stelle aber die Frage wer von den politisch  verantwortlichen uns die letzten Jahre dahin gebracht hat?

Nach der Bekanntgabe am Abend der Stresstest-Ergebnisse zur Energie-Versorgungssicherheit kritisieren Bürgerinitiativen und Umweltverbände auch scharf den geplanten Weiterbetrieb der süddeutschen Atomkraftwerke Isar 2 (bei Essenbach) und Neckarwestheim 2. Die Initiativen im Bereich der AKW-Standorte und die Umweltverbände warnen vor einer faktischen Abkehr vom Atomausstieg. Haarspalterei über Begrifflichkeiten wie Streckbetrieb, Reservebetrieb oder Laufzeitverlängerung lehnen die Umweltinitiativen ab. Gefordert wird der Sofortausstieg. Haberzettl: „Wie gefährlich Atomkraft werden kann ohne Pannen zeigt sich am Beispiel des größten  europäischen ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja. Wenn hier etwas schlimmes passiert, dann brauchen wir uns keine Gedanken mehr machen wie der Winter bei uns wird“.

Offizielle Beschlusslage war und ist es bisher, dass die letzten drei Atomkraftwerke in der Bundesrepublik spätestens am 31.12.2022 endgültig stillgelegt werden. Dass dies weiterhin für das niedersächsische AKW Lingen 2 zutreffen soll, erfreut die Anti-Atomkraft-Bewegung. Dennoch soll gerade in Lingen ein Zeichen gesetzt werden: Am 1. Oktober wird dort eine überörtliche Anti-Atomkraft-Demonstration stattfinden. Weitere Proteste in Süddeutschland folgen, so zum Beispiel eine Demonstration am 22. Oktober beim AKW Neckarwestheim 2. In Bayern hatten Anti-Atomkraft-Initiativen bereits in der jüngsten Zeit mehrfach Ministerpräsident Söder mit der Forderung nach einem umfassenden Atomausstieg konfrontiert.

„Auch wenn Herr Habeck für die beiden süddeutschen AKW nur einen sogenannten Reservebetrieb zulassen will – diese Entscheidung ist ein Wiedereinstieg in die Atomkraft durch die Hintertür. Dies ist nicht akzeptabel und dagegen werden wir kämpfen!“, so Gerd Otten vom Elternverein Restrisiko Emsland.

„Als Bewohner*innen der standortnahen Regionen sind wir in besonderer Weise von den Gefahren der Atomkraft betroffen. Selbst im normalen Leistungsbetrieb ist in der Umgebung von Atomkraftwerken das Risiko für Kinder an Krebs zu erkranken doppelt so hoch wie im übrigen Bundesgebiet. Das hat bereits 2007 eine Studie der Bundesregierung offengelegt. (https://www.bfs.de/DE/bfs/wissenschaft-forschung/ergebnisse/kikk/kikk-studie.html)

Atomkraft macht krank!

Allein dies ist schon Grund genug, alle AKWs sofort abzuschalten “, so Alexander Vent vom Bündnis Atomkraftgegner*innen im Emsland (AgiEL).

„In Lingen sind wir zwar erleichtert, dass das AKW Emsland nun endgültig und dauerhaft vom Netz gehen soll, aber wenn die Büchse der Pandora geöffnet wird kann auch Lingen ganz schnell wieder Thema für den Wiedereinstieg werden. Und die Situation bleibt kritisch – die hiesige Brennelementefabrik des französischen Atomkonzerns Framatome ist vom Atomausstieg ausgenommen. Hier werden weiterhin Brennelemente für AKW weltweit produziert. Aktuell wird eine Großlieferung mit angereichertem Uran aus Russland erwartet. Lingen bleibt also auch weiterhin im Atomgeschäft und scheut selbst zu Zeiten des russischen Kriegs keine Atomgeschäfte mit Putin. Wir erwarten von der Bundesregierung, diese Geschäfte umgehend zu beenden!“

Franz Wagner vom Bund der Bürgerinitiativen Mittlerer Neckar e.V. (BBMN) ergänzt: „Atomkraft ist hochgefährlich, teuer, wirtschaftlicher Nonsens und hinterlässt uns und unseren nachfolgenden Generationen ein ungelöstes Problem mit über Ewigkeiten strahlendem und giftigem Abfall. Ein Weiterbetrieb, wie auch immer er genannt wird, kann keine Option sein!“

Stefan Mende, Vorsitzender des BBMN, warnt:

„Im Primärkreislauf des AKW Neckarwestheim 2 wurden seit 2018 über 350 Risse in den Hochdruckrohren der Dampferzeuger detektiert. Gegen den Weiterbetrieb läuft deshalb eine Stilllegungsklage. An den anderen beiden Standorten deutet sich dieses hochgefährliche Alterungsproblem im Hochleistungsstahl ebenfalls an. Bereits das Bersten eines einzigen der rund 16.000 Rohre kann zu einer Kernschmelze führen!“

Mende weiter: “Die im Stresstest getroffenen Annahmen zur problematischsten Situation beinhalten einen hohen Strombedarf Frankreichs. Unter diesen Umständen müssen aber andere Unterstützungsmöglichkeiten gefunden werden – das Risiko einer Atomkatastrophe kann niemals Teil solidarischer Lösungswege sein!“

„Selbst wenn es aufgrund der momentan Gasknappheit in einigen Regionen zu zeitweisen Engpässen in der Energieversorgung kommen könnte, so gibt es sinnvolle Alternativen zu dem jetzt geplanten Wiedereinstieg in die Atomkraft“, so Louis Herrmann vom Bürgerforum gegen Atomkraft am Standort Isar 2. 

Beispielsweise könnte man mit finanziellen Anreizen dafür sorgen, dass besonders energieintensive Industriebetriebe ihre Verbrauchsspitzen in Tageszeiten verlegen, an denen ausreichend oder sogar überschüssige Energie vorhanden ist.

Selbst im Wirtschaftsministerium ist es ein offenes Geheimnis, dass die Möglichkeiten dieses intelligenten Lastmanagements längst nicht ausgeschöpft sind.

Die Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbände fordern die Bundesregierung sowie die Landesregierungen in München, Hannover und Stuttgart auf, die unerträgliche Scheindebatte um längere Laufzeiten für Atomkraftwerke zu beenden und sich klar zum vereinbarten Atomausstieg zu bekennen. Jeder Tag, an dem über den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken geredet wird, ist ein verlorener Tag für die Energiewende.