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Zorro lässt sich selten blicken

Der stark gefährdete Gartenschläfer ist Wildtier des Jahres 2023 – Selbst Karl Haberzettl hat ihn erst dreimal beobachtet
Von Sandra Matthes

Lkr. Passau. Er ist klein, nachtaktiv, hält sechs Monate Winterschlaf und steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten – kein Wunder, dass den Gartenschläfer selten jemand zu Gesicht bekommt. Der kleine Bilch ist von der Deutschen Wildtierstiftung zum „Tier des Jahres 2023“ gewählt worden. Er kommt in Deutschland nur noch in wenigen Regionen vor. Eines der letzten verbleibenden Refugien ist der Bayerische Wald mit dem nördlichen Landkreis Passau.

Selbst Karl Haberzettl, Vorsitzender der Kreisgruppe Passau des Bund Naturschutz, hat den Gartenschläfer erst dreimal in seinem Leben zu Gesicht bekommen, erzählt er. Der Gartenschläfer, verwandt mit dem Siebenschläfer, ist dämmerungs- und nachtaktiv. „Als wir vom Bund Naturschutz von einer geplanten Freizeitsportanlage am Lichtenauersteinbruch bei Hauzenberg hörten, war ich hier einige Male vor Ort, um mir ein Bild zu machen“, berichtet er. Der Schwerpunkt der Beobachtungen lag für den Bund Naturschutz zwar auf dem Uhu, sagt Haberzettl. Aber: „Eines frühen Abends hatte ich das Glück, dass ich einen Gartenschläfer vors Fernglas bekam. Ich erkannte die Maus sofort als Gartenschläfer, da er ja wegen seiner schwarzen Gesichtsmaske auch als Zorro unter den Bilchen bekannt ist, ein unverwechselbares Kennzeichen. So konnte ich das Tierchen eine gute halbe Stunde bei der Nahrungssuche beobachten.“ Einen weiteren „Zorro“ sah er im Ilztal bei einer Nistkastenkontrolle. Einen dritten bekam er zu Gesicht, als er zu Besuch bei einem Landwirt im Ilztal war, hier konnte er „Zorro“ in einem Nebengebäude erspähen, das idealen Lebensraum und genug Platz zum Verstecken und Schlafen bot. Fotografieren konnte Karl Haberzettl einen Gartenschläfer aber noch nie. „Wir werden in diesem Jahr mit Fotofallen gezielt nach ihm suchen“, hat er aber vor.

Über den Gartenschläfer gibt es so einige Besonderheiten zu berichten, angefangen bei der schwarzen Zorro-Maske. Der Gartenschläfer ist ein kleiner Verwandter des Siebenschläfers. Die Schlafmaus ist nur in Europa zuhause. Er baut sich kugelige Schlafnester aus Moos, Gras, Laub und Federn sowie Haaren. Diese findet man in Baum- und Felshöhlen, aber auch in Mauerspalten, Nistkästen und Gebäudezwischendecken, verlassenen Eichhörnchenkobeln, weiß Haberzettl. „Der Gartenschläfer sucht sich seine Nahrung meistens auf dem Boden, er ist ein Allesfresser, er frisst Würmer, Schnecken, Äpfel, Obst, wie der Mensch eigentlich“, erklärt er weiter. Wenn der Gartenschläfer Winterschlaf hält, fällt seine Körpertemperatur auf bis zu zwei Grad Celsius. Die Art ist jedoch zunehmend in Gefahr.

„Wir befürchten, dass wir in den Mittelgebirgen aktuell ein Aussterben beobachten. Hier waren die Gartenschläfer noch vor wenigen Jahren recht weit verbreitet, inzwischen sind sie sehr selten geworden“, erklärt Johannes Lang, Wildtierbiologe der Uni Gießen und Gartenschläfer-Experte für den Bund Naturschutz. Probleme seien das Waldsterben nach den Dürrejahren und die intensive Forstwirtschaft in manchen Gebieten. „Es fehlt an Nahrung, insbesondere an Insekten, einer der Nahrungsgrundlagen der Gartenschläfer, sowie an Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten“, erklärt Lang.

Was man machen kann? Nistkästen aufhängen für Bilche, sagt Karl Haberzettl. „Die schauen aus wie Vogelkästen, mit einem Loch hinten am Baum. Bilche laufen am Baum entlang und gehen von hinten rein“, erklärt er, „daher werde ich auch öfters gefragt, ob wir denn bei dem Kasten das Flugloch vergessen haben zu bohren.“ Ist ein Gartenschläfer drinnen, stört man ihn die nächsten sechs Monate am besten nicht mehr – solange hält er nämlich Winterschlaf.