PNP | 14.02.2020 | BN fordert Planungsstopp für Riedl
von Theresia Wildfeuer.
Irreversibler Eingriff in Natur – Energieexperte Dr. Herbert Barthel: Projekt kein Beitrag zur dezentralen Energiewende
Untergriesbach/Passau. Das geplante Pumpspeicherwerk (PSW) Riedl in der Marktgemeinde Untergriesbach leiste keinen Beitrag zur dezentralen Bürgerenergiewende. Das haben Karl Haberzettl, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz Passau, und Dr. Herbert Barthel, Referent für Energie und Klimaschutz beim BUND Naturschutz in Bayern, auf einem Treffen am Ökologischen Zentrum Stelzlhof in Passau erklärt.
Katastrophale Schäden für die Natur als Folge
Mit Christian Schmid aus Riedl, Sprecher der Bürgerinitiative gegen das geplante PSW Riedl, forderten sie einen Stopp der Planungen. Sie riefen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger auf, Abstand von dem PSW zu nehmen, das sie als irreversiblen Eingriff in den Naturhaushalt der Donau und das bestehende Fauna-Flora-Habitat-Gebiet dort bezeichnen.
Anlass für das Treffen sei eine positive Äußerung von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hinsichtlich des PSW Riedl, betonte BN-Kreischef Karl Haberzettl. Dieses leiste jedoch keinerlei Beitrag für eine dezentrale Energiewende, für die sich Aiwanger in Sonntagsreden ausspreche. Es sei vielmehr vorgesehen, das geplante PSW Riedl mit einer elektrischen Leistung von bis zu 300 Megawatt an das österreichische Übertragungsnetz anzubinden.
"Das Projekt Riedl würde dort im europäischen Strommarkt, Seite an Seite mit europäischen Atom- und Kohlekraftwerken, sein Geld verdienen", sagte Dr. Herbert Barthel vom BN Bayern. Doch Deutschland wolle aus der Atomenergie und auch aus der Kohleverstromung aussteigen, um die CO2-Emissionen zu reduzieren. Die Zukunft der Stromversorgung mit Wind und Sonne werde jedoch dezentral sein. Die Stabilisierung des Stromnetzes müsse in Zukunft im Verteilernetz in Niederbayern oder in Oberösterreich stattfinden. Das PSW Riedl, das katastrophale Schäden für die Natur bedeute, sei ohne Nutzen für die dezentrale Energieversorgung und damit ein Planungsfehler.
Der Staatsminister habe sich einst für die dezentrale Energiewende ausgesprochen. Nun wolle er trotz der drohenden Klima- und Artenschutzkrise ein veraltetes Energie-System unterstützen und damit einen irreversiblen Eingriff in den Naturhaushalt der Donau riskieren. Damit werde Geld in ein Projekt der Vergangenheit vergraben. "Ein bis zu 40 Meter hoher Staudamm, dahinter 4,5 Millionen Kubikmeter Donauwasser auf instabilem Gestein sind eine dramatische Bedrohung für unser Leben", sagte Anwohner Christian Schmid, Sprecher der Interessengemeinschaft gegen das Pumpspeicherwerk Riedl. "Ich würde 35 Meter hinter dem Damm leben", erzählte Schmid. Er habe Angst vor einer Dammbruch-Katastrophe. Diese sei durchaus begründet, da der Damm auf instabiler Geologie errichtet werde. Frühere Bohrungen förderten Graphitvorkommen zutage. Das geplante Oberbecken sei ein 1,8 Kilometer langer Ringdamm von bis zu 40 Metern Höhe und bis zu 180 Metern Breite.
Dies sei ein unvorstellbarer Eingriff in die Natur- und Kulturlandschaft. 30 Prozent der benötigten Fläche seien in der Hand der Bauern. Die Betreiber wüssten seit 40 Jahren, dass sie an die benötigten Grundstücke nur über eine staatliche Enteignung herankämen. Sie seien für diese "Steinzeittechnologie" nicht gerechtfertigt, mit der Atomkraftwerke wie Temelin bedient würden, deren Betreiber durchaus Interesse an einem PSW Riedl bekundeten, um Uraltpläne von einer Verbindung von Moldau und Donau mit einer Wasserkaskade aufleben zu lassen. Dies sei eine Bedrohung für die dort lebenden Menschen. Das PSW Riedl sei ein Drei-Länder-Projekt der Verbund AG und habe keine Verbindung zum deutschen Stromnetz. Es sei ein österreichisches Kraftwerk auf deutschen Boden, das zur Versorgungssicherheit für Ostbayern keineswegs beitrage.
Power-to-Gas-Anlagen in den Kommunen
Das PSW Riedl sei aus der Sicht des Naturschutzes fatal, sagte Karl Haberzettl. Es solle in einem hochwertigen FFH-Gebiet entstehen, in dem stark bedrohte Tierarten wie Äskulapnatter und Smaragdeidechse lebten. Ein PSW bestehe aus einem Ober- und Unterbecken. Um Kosten zu sparen, solle die Donau als Unterbecken fungieren. In einer Sekunde würden 80 bis 100 Kubikmeter Wasser entnommen und zurückgegeben. Dies führe zu einem riesigen Artensterben. Weder Fische noch Kleinstlebewesen könnten sich dem Sog entziehen.
Aus Gründen des Artenschutzes sei das bereits in den 1960er Jahren geplante PSW Riedl bereits einmal verworfen worden. Während anderswo in Deutschland, zum Beispiel in Atdorf in Baden-Württemberg, Pumpspeicher-Projekte mit viel höherer Leistung nach jahrelangen Planungen aufgrund fehlender Wirtschaftlichkeit wieder vom Tisch sind, halte man am PSW Riedl mit 350 Megawatt weiter fest. Es rechne sich wohl nur, weil EU-Gelder abgegriffen werden sollen.
Es gäbe viele neue technische Ideen, um kurzzeitige und längere dauernde Schwankungen in einem regionalen Stromsystem bei einem hohen Anteil an Wind- und Solarstrom auszugleichen. Haberzettl und Barthel plädierten dafür, für die dezentrale Energiewende in Bayern Power-to-Gas-Anlagen in den Kommunen zu verwirklichen, statt in veraltete Technologien und Großprojekte wie das PSW Riedl zu investieren.