18.07.2020 | PNP | Mehr als nur Grün
"Wiesenausstellung" in der Landwirtschaftsschule Passau über Paradiese vor unserer Haustür
Passau. T. Wildfeuer
Aus Anlass des Jubiläums "Zehn Jahre Wiesenmeisterschaft", die in Zusammenarbeit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und dem Bund Naturschutz (BN) durchgeführt wird, wurde eine Posterschau in den Räumen der Landwirtschaftsschule und im Amtsgebäude ausgestellt. Interessierte, die Corona-bedingt die Ausstellung nicht besuchen konnten, können die Poster auf der Internetseite des BN unter "Wiesenausstellung" finden. Das heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Passau-Rotthalmünster und der Bund Naturschutz-Kreisgruppe Passau.
Wiesen und Weiden zählen zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Über 400 Pflanzenarten sind auf Grünlandstandorte spezialisiert. In artenreichen, zweimal im Jahr genutzten Mähwiesen wachsen bis zu 60 verschiedene Farn- und Samenpflanzen. "Diese Pflanzen bieten nicht nur Honigbienen einen Lebensraum, sondern sind Heimat für rund 3500 weitere Insekten- und Tierarten" freut sich BN-Kreisvorsitzender Karl Haberzettl. "Sie finden auf diesen Blumen- und Grasflächen Nahrungs-, Schlaf- und Nistplätze".
Die Landwirte sind unverzichtbare Partner, wenn es darum geht, diese Vielfalt zu erhalten. Der Erhalt von artenreichen Wiesen ist nur durch die Schnittnutzung und damit verbundener Abfuhr der Aufwüchse möglich. Mit der Abfuhr von extensiven Aufwüchsen leisten Landwirte einen wesentlichen Beitrag zum Artenschutz. Durch einen späteren Schnittzeitpunkt, verringerte Nährstoffzufuhr und eine geringere Anzahl von Schnitten pro Jahr wird die Artenvielfalt auf den Wiesen gefördert. Die extensiven Aufwüchse weisen jedoch einen geringen Futterwert bei der Verwendung in der Rinderhaltung auf. Das Futter dieser Flächen ist daher nicht für alle Tiere im Stall gleichermaßen geeignet. "Solche Wiesen sind für Bauern ein Spagat", sagt Lehrerin Sonja Keßler von der Landwirtschaftsschule Passau dazu.
Ohne Förderung wären diese positiven Maßnahmen der Landwirte nicht durchführbar. Zentrales Element der Bayerischen Agrarumweltpolitik ist das Kulturlandschaftsprogramm (Kulap) und das Vertragsnaturschutzprogramm (VNP). Das Grünlandmonitoring der LfL bestätigt die Effizienz von Förderprogrammen: Eine verringerte Nutzungsintensität – durch eine Förderung über mehrere Förderperioden – wirke sich langfristig positiv auf die Artenvielfalt im Grünland aus.
Die Leistungen, die durch Kulap im Landkreis gefördert werden, können sich sehen lassen: So stieg in den vergangenen Jahren die Fläche im Programm "Erhalt artenreicher Grünlandbestände" kontinuierlich auf 160 Hektar an. 469 Hektar Grünland entlang von Gewässern werden im Sinne des Gewässerschutzes nur eingeschränkt genutzt. Weiter werden 2200 Hektar Grünland extensiv als Rinderfutter genutzt. Dies entspricht zwölf Prozent der gesamten Grünlandfläche im Landkreis. 181 Hektar Grünland in Waldrandnähe sind ebenfalls im Extensivierungs-Programm.
Auch das Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) hilft dabei, Lebensräume der heimischen Tier- und Pflanzenwelt zu erhalten. Auf über 900 Hektar wird ein Verbund von ökologisch wertvollen Lebensräumen im Landkreis erhalten und verbessert. Die Untere Naturschutzbehörde (uNB) berät Landwirte dazu.
Die bayerische Wiesenmeisterschaft, ein Gemeinschaftsprojekt der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft und dem Bund Naturschutz in Bayern, möchte den Einsatz von Bauern für den Erhalt artenreicher Wiesen und Weiden durch eine Auszeichnung würdigen. Sie findet seit 2009 jedes Jahr in einer anderen Region Bayerns statt. "Wenn alle sensibilisiert werden für unsere Schätze, die wir in der Landwirtschaft haben, freue ich mich", sagt Leitender Landwirtschaftsdirektor Robert Schnellhammer dazu.