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23.02.2017 - PNP - Zank um den Wolf

Gerissenes Kalb: Jäger und Landwirte erleichtert, dass es kein Wolf war – BN kritisiert "verbale Treibjagd"

Passau. War es ein Wolf oder waren es Hunde? Über diese Frage wurde tagelang gerätselt, nachdem Ende Januar ein Charolais-Kalb in einem Freilaufstall bei Fürstenzell gerissen worden war. Die Auswertung der DNA-Spuren durch das Landesamt für Umwelt ergab zwei Wochen später, dass die Spur von einem Hund stammt. Was das Ergebnis der DNA-Spuren bedeutet, erklären Polizei, Landwirte, Jäger und der Bund Naturschutz. Der betroffene Landwirt wollte sich nicht mehr dazu äußern.

Polizei
Für die Polizei ist der Fall mit der Auswertung der DNA-Spuren abgeschlossen, wie Martin Pöhls, Sprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern, erklärt. "Wir haben keine näheren Erkenntnisse, dass eine Straftat im Raum steht. Es wird nicht weiter ermittelt." Sollte es aber Hinweise auf Hunde und Besitzer geben, werde dies geprüft, so Pöhls. Eine Frau aus Fürstenzell hatte zehn Tage zuvor zwei streunende Hunde fotografiert. Der Besitzer hatte sich daraufhin bei der Polizei gemeldet und angegeben, dass die Hunde ihm zwar am 10. Januar ausgebüxt, aber am selben Tag zurückgekehrt seien.

Jäger
"Wir sind froh, dass es kein Wolf war", sagt Jäger Josef Feldl senior. Er ist Jagdpächter für den Bereich Holzham. Der Raum Fürstenzell sei zu stark besiedelt, findet Feldl, als dass auch noch ein Wolf Platz hätte. "Überall sind Leute, die mit Hunden spazieren gehen, Jogger, und so weiter", merkt er an. "Würde es zu einer Begegnung kommen, weiß man nicht, wie der Wolf reagiert. Die Leute haben halt Angst." Und natürlich würde ein Wolf auch Rehe reißen – das sei aber nicht passiert, so Feldl.

Auch von streunenden Hunden im Gebiet um Holzham hat Feldl keine Kenntnis. "Ich habe nichts gehört und auch keine Spuren gesehen", sagt der Jäger. "Ich weiß nur von den zwei Hunden in Kurzeichet, die am 10. Januar ausgebüxt sind."

Landwirte
Ähnlich sieht man das Ergebnis der DNA-Spuren in der Landwirtschaft. "Ich bin erleichtert, dass es ein Hund war und kein Wolf", sagt auch Landwirt Josef Asen, Jagdvorsteher für den Bereich Holzham, wo das Charolais-Kalb gerissen worden ist. "Denn wäre es ein Wolf gewesen, würden sich jetzt alle fragen: Wann geht die Geschichte weiter, wann reißt er das nächste Nutztier?" Josef Asen züchtet Schweine, die ganzjährig im Stall sind; seine Nutztiere sind also nicht betroffen. Er sagt aber: "Wenn jetzt der Wolf auftaucht, dann sehe ich darin schon eine Gefahr. Man weiß ja nicht, was ein Wolf tut, wenn er einem beim Spazierengehen oder Ausreiten begegnet. Ich wünsche mir, dass die Lobbyisten einsehen, dass der Wolf bei uns keinen Platz hat."

Stefan Hageneder, Geschäftsführer beim Bauernverband Passau, sagt, ihm sei im Landkreis kein vergleichbarer Fall wie der in Holzham bekannt. Er gibt zu bedenken: "Wenn ein Räuber sich draußen vermehrt, stellt das eine Gefahr für Weidetiere dar. Der Verbraucher will aber die Weidetierhaltung." Große Weiden zu sichern sei sehr schwierig. "Wir sollten jetzt keiner Panik verfallen", sagt er.

Bund Naturschutz
Der BN kritisiert die "verbale Treibjagd" auf den Wolf, den "Ureinwohner Bayerns". "Abgeordnete der CSU und der Freien Wähler haben im Umweltausschuss des bayerischen Landtages sogar beschlossen, den Schutzstatus des Wolfes abzuschwächen, um ihn besser abschießen zu können", heißt es in einer Pressemitteilung. Richard Mergner, Landesbeauftragter des BN Bayern sagt: "So wie wohl kaum jemand nun den Abschuss von Hunden fordern wird, so ist es auch maßlos übertrieben, den Wolf zum Hauptproblem der Weidetierhalter hochzustilisieren." Der BN habe bereits seit 2014 vom Freistaat Bayern ein landesweites Förder- und Beratungsprogramm in Höhe von einer Million Euro jährlich für Schäfer und Weidehalter gefordert.

Der Bund Naturschutz betone die positive Wirkung von Wildtieren wie dem Wolf, sagt Karl Haberzettl, Kreisvorsitzender in Passau: "Im Vordergrund der Diskussion stehen leider vergleichsweise geringe, leicht quantifizierbare Schäden, die überbewertet werden. Dagegen wird der ökologische gesamtwirtschaftliche Nutzen, der schwer messbar ist, vielfach ausgeblendet." Wölfe seien die natürlichen Feinde zum Beispiel von Rehen und von Wildschweinen. Der BN argumentiert, dass sich Wildschweine in den letzten Jahren stark vermehrt haben. Landwirte, Jäger und Waldbesitzer beklagen vermehrt Wildschäden, teils schwere Verkehrsunfälle gehen auf das Konto der Wildschweine. Dass sich der Wolf selbst angeblich unbegrenzt vermehren würde, weil er keine natürlichen Feinde hat, müsse richtiggestellt werden: Der Wolf sei ein Reviertier, das heißt, in von einem Rudel besetzten Revier sei die Zahl der Individuen immer begrenzt.

Konkret fordert der Bund Naturschutz Geld für bessere Behirtung sowie Herdenschutzhunde. "Solange die Tierhalter wegen fehlender Mittel keine Präventionsmaßnahmen umsetzen können, wird damit Stimmung gegen den Wolf gemacht. Die Politik muss sofort handeln, aber auch die Tierhalter müssen daran konstruktiv mitarbeiten", heißt es vom BN. − san