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08.08.2016 - PNP - Ökologischer Jagdverein verleiht Preis "Wald vor Wild"

Jagdgenossenschaft Lämmersdorf II als Leuchtturm für ganz Bayern – Langjährige Aufbauarbeit belohnt

von Sandra Lang

Lämmersdorf. Der ökologische Jagdverein Bayern hat der Jagdgenossenschaft Lämmersdorf II den Preis "Wald vor Wild" verliehen. Was Jahrzehnte lang vorangetrieben wurde, zeigt Früchte. Nun erhielt die Jagdgenossenschaft für ihre Verdienste um eine waldfreundliche, zukunftsfähige Jagd den Preis, der seit 2010 verliehen wird.

Das erste Mal ging der Preis an eine Jagdgenossenschaft, die ausschließlich Privatwald bewirtschaftet. In der Urkunde wurde dies gewürdigt: "Die Jagdgenossenschaft Lämmersdorf II hat in 16 Jahren Eigenbewirtschaftung durch konsequente Bejagung die Verjüngung und insbesondere die Naturverjüngung ohne Schutzmaßnahmen ermöglicht und so zum Aufbau artenreicher, gesunder, stabiler und reich strukturierter Mischwälder beigetragen."

Knapp 100 geladene Gäste konnten sich ein Bild von der positiven Entwicklung des Waldbestandes im Revier der Jagdgenossenschaft machen. Nach einer ausführlichen Waldbegehung überreichte 1. Vorsitzender des Ökologischen Jagdverbandes Dr. Wolfgang Kornder die Urkunde an Jagdvorsteher Stephan Oberneder. Besonderer Dank ging auch an Karl-Heinz Knollmüller, der seit Beginn die Idee der Eigenbewirtschaftung voran brachte und die Ergebnisse im Revier in aussagekräftigen Bildern dokumentiert.

Kornder ging auf die Entstehungsgeschichte des Preises "Wald vor Wild" ein. Sie geht auf Waldeigentümer Georg Hinterstoisser aus dem Berchtesgadener Land zurück. Das von ihm angestoßene Gerichtsurteil betont die Vorrangstellung der Ansprüche wirtschaftlicher Bodennutzer gegenüber jagdlicher Interessen.

Kornder betonte, es sei nicht Sinn und Zweck, das Wild auszurotten. Vielmehr solle eine Anpassung an den Nahrungsbestand erfolgen. Auch theologisch und ökologisch sei das Motto "Wald vor Wild", das anfangs sehr umstritten war, gerechtfertigt. Doch wie fiel die Wahl auf die Jagdgenossenschaft Lämmersdorf II?

Slogan anfangs stark umstritten

In seiner Funktion als Servicestellenleiter der Bayerischen Staatsforsten Forstbetrieb Neureichenau, stellte Karl-Heinz Knollmüller, in seiner Freizeit auch Jäger, 2011 in einem Seminar das Revier der Jagdgenossenschaft vor, was dann mit viel Interesse verfolgt wurde. Die Grundeigentümer und Jäger hätten nicht nur den eigenen Nutzen, sondern auch die Vielfalt des Waldes verfolgt. Gleichzeitig sei für die Besitzer aber auch eine lohnende Bewirtschaftung notwendig. Wenn es also, wie bei der Jagdgenossenschaft Lämmersdorf II gelingt, beides in Einklang zu bringen, dann verdiene das Ergebnis Anerkennung. Dies sei der Grund für die Wahl des Preisträgers in diesem Jahr.

Forstdirektor Johann Gaisbauer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Passau-Rotthalmünster schilderte in seiner Laudatio die Geschichte der geehrten Jagdgenossenschaft, die vor 16 Jahren einen neuen Weg beschritten habe, um die waldbauliche Wende einzuleiten. Eine Gemeinschaft von Waldbauern und Jägern habe viele Jahre geschlossen äußeren Widerständen standgehalten. Gaisbauer lobte die Erfolgsgeschichte der Eigenbewirtschaftung. In einer Zeit, in der diese Form in Niederbayern neu und noch weitgehend unbekannt gewesen sei, hätten weitsichtige, waldfreundlich und wirtschaftlich denkende Waldeigentümer mit passionierten Jägern nach einem Lösungsweg für das langlebige Übel des großflächig umzäunten, zerbissenen und nadelstreunackten Waldbesitzes und Jagdreviers gesucht.

Schwierige Situation der Waldbauern

Stellvertretender Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz Passau, Martin Stockmeier, bestätigte die schwierige Situation der Waldbauern in den letzten Jahrzehnten. Die nachhaltige Waldbewirtschaftung sei originär Thema des Bund Naturschutz. Die Waldbauern hätten mit manuellen Nachpflanzungen hohen Aufwand betrieben und doch immer wieder Lehrgeld bezahlt. Einzelschutz sei mühsam und nicht unbedingt erfolgversprechend. Die Natur würde alles kostenlos liefern, stimme das Verhältnis von Wild zu Wald. Erst mit den Verbissgutachten auch in Privatwäldern seit 1986 durch die Forstämter sei eine Wende herbeigeführt worden. Der Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes, Josef Ziegler, zeigte Anerkennung und Respekt für den Preisträger. Der Preis "Wald vor Wild" sei ein vernünftiger Grundsatz. Man brauche zukunftsfähige Wälder, die alle Funktionen erfüllen. Die Vitalität und der Fortbestand vieler Baumarten seien durch extreme Wettereinflüsse und Schädlinge gefährdet. Die Notwendigkeit der Risikostreuung bei der Baumartenwahl entwickle sich immer mehr zu einer forstwirtschaftlichen Binsenweisheit. Es sei wichtig, gelungene Beispiele darzustellen und zu würdigen. Damit zeige man, dass sich unermüdlicher Einsatz lohne. Als "Leuchtturm-Projekte" seien diese Vorbilder und Vorreiter Anreiz und Motivation für die Öffentlichkeit.

MdL Markus Ganserer (Bündnis 90/die Grünen) verwies auf die Funktionen des Waldes, der nicht nur Erholungs- und Lebensraum für Mensch und Tier, sondern an erster Stelle auch Wirtschaftsraum sei. Mit dem Klimawandel gehe eine Schädigung des Waldes einher. Umso wichtiger sei der Umbau des Waldes, um ihn zu stärken und die Risiken durch ungünstige Einflüsse abzufedern. Die Naturverjüngung sei dafür eine wichtige Voraussetzung.

Untergriesbachs Bürgermeister Hermann Duschl versuchte, mit einem Rätsel die Bedeutung der Jagdgenossenschaft Lämmersdorf II für die Gemeinde Untergriesbach zu erklären. "Was haben Ottfried Fischer, die Ringer des Sportvereins Untergriesbach und das Haus am Strom gemeinsam?" Jede Gemeinde habe Aushängeschilder. Dies seien oft Personen, Vereine oder Einrichtungen. In Untergriesbach zähle dazu eben auch die Jagdgenossenschaft Lämmersdorf II. Es sei oft ein langer und steiniger Weg bis zum Ansehen. Doch am Ende lohnten sich der Aufwand und das Durchhalten.