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01.07.2016 - PNP - "Wir sind keine Utopisten"

Bund Naturschutz: Auch das letzte Teilstück der A 94 wird kommen – Überarbeitung des Kiebitz-Konzepts gefordert

von Carmen A. Laux

Passau. Der Bund Naturschutz und die Planungen zur A94 – seit Jahrzehnten kennt man sich und mag sich nicht. Daran wird sich nichts ändern, wie die Tekturplanung für den Neubau der A 94 von Kirchham bis zur A 3 bei Pocking zeigt. "Wegen massiver Widerstände der Bauern wurden vor allem die erforderlichen Ausgleichsmaßnahmen für den Kiebitz umgeplant. Was uns daran vor allem stört: Es wird ein jetzt schon wertvolles Naturgebiet umgebaut, für das es keinen Ausgleich gibt", sagt Kurt Schmid, BN- Regionalreferent für Niederbayern. Er fordert im Beisein von Karl Haberzettl, Vorsitzender der Kreisgruppe Passau und Mitglied des BN-Landesvorstands, und Kreis-Vize Martin Stockmeier eine Überarbeitung des Ausgleichskonzepts.

Zusammenarbeit mit Bauern vermisst

Nicht überzeugend, nicht erfolgversprechend, nicht genehmigungsfähig – lauter Adjektive, die in der Stellungnahme des BN vorkommen. "Vor allem halten wir es aber für unzulässig, dass nun für den rechtlich zwingend erforderlichen Kiebitz-Ausgleich wertvolle naturnahe Flächen auf dem Gelände des ehemaligen Standortübungsplatzes praktisch zerstört werden sollen, um sie als Ersatzlebensraum für andere Arten zu entwickeln", erklärte Kurt Schmid. Vorgesehen sei, auf 42 Hektar der letzten, noch einigermaßen ursprünglichen Reste der Pockinger Heide bis zum Grundwasser abzugraben. Denn Kiebitze fühlen sich dort wohl, wo es feucht ist. Konkret geht es um 32 Brutpaare, die wegen des Autobahnbaus ihren Lebensraum verlieren, das sei ein Drittel der aktuellen Kiebitz-Population im Bereich der A94.

Der BN hat den Bau der A 94 von Simbach bis zur A 3 bei Pocking aus grundsätzlichen verkehrspolitischen Gründen bisher immer abgelehnt und stattdessen für den dreispurigen Ausbau der B12 mit Ortsumfahrungen plädiert. Angesichts der Tatsache, dass die neue Autobahn in den Abschnitten Kühstein – Malching 2013 fertiggestellt wurde und noch heuer mit dem Bau der A 94 von Malching bis Kirchham begonnen wird, ist sich der BN aber auch bewusst, dass die letzten 13 Kilometer von Kirchham zur A3 bei Pocking kommen werden. "Wir sind ja keine Utopisten", so der BN-Regionalreferent. Nichtsdestotrotz müssten aber die Vorgaben zum Natur- beziehungsweise Artenschutz rechtskonform umgesetzt werden.

"Mit der gegenwärtigen Planung ist dies unseres Erachtens zumindest fraglich und es bleibt abzuwarten wie unsere Argumente bewertet werden", betont Karl Haberzettl. Er weist darauf hin, dass der BN die ursprünglich für die Kiebitze als Ausgleich vorgesehenen Maßnahmen im Bereich der Königswiese nicht kritisiert hat. "Die Ackerflächen dort werden intensiv genutzt. Aber mit sogenannten produktionsintegrierten Optimierungen hätte man dort, wo der Kiebitz noch vorkommt, seinen Lebensraum sichern können." Wer mit produktionsintegrierten Optimierungen nichts anzufangen weiß: Offensichtlich sind Lerchenfelder. Da spart der Bauer beim Säen ein paar Quadratmeter aus, damit Lerchen auch später in eng bepflanzten Getreidefeldern landen können. "Wir müssen idealerweise weg von der intensiven Landwirtschaft zur naturnahen Nutzung. Das muss der Bauer aber nicht alleine tragen. Er bekommt einen finanziellen Ausgleich", betont Karl Haberzettl. Er hätte sich bei der Neuplanung der Ausgleichsmaßnahmen eine bessere Zusammenarbeit mit den Landwirten gewünscht, nicht deren Alleingang.

Flächenverbrauch: Ein Beispiel von vielen

Außer den negativen Auswirkungen für den Natur- und den Artenschutz prangert der BN auch den Flächenverbrauch des Vorhabens an. Insgesamt werden 234 Hektar Grund und Boden beansprucht, davon werden dauerhaft 49 Hektar neu versiegelt und weitere 83 Hektar überbaut mit Straßendämmen oder Lärmschutzwällen. "Von diesen 132 Hektar sind 102 landwirtschaftlich genutzte Böden, die den Landwirten definitiv verloren gehen. Für den naturschutzrechtlichen Ausgleich sind insgesamt 72 Hektar vorgesehen, wovon 69 Hektar im ehemaligen Standortübungsplatz liegen und nicht (intensiv) landwirtschaftlich genutzt sind", fasst Martin Stockmeier zusammen. Die A94-Trasse werde den Landschaftsraum komplett umkrempeln, massiv verändern und auch die bestehenden Naherholungsräume der Bevölkerung entwerten.

"Gleiches gilt im Landkreis Passau übrigens für die Nordtangente. Wenn es da ernst wird, werden wir wieder mit Nachdruck darauf achten, dass die Vorgaben für Natur- und Artenschutz erfüllt werden", so Kurt Schmid.