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29.07.2016 - PNP - Abwasser kam aus der Milchkammer

Nach Verunreinigung im Aubach: Landwirt meldet sich bei Behörden – Ihm blüht nun ein Bußgeld

von Sabine Kain

Thyrnau. Das Rätsel um das milchige Wasser im Aubach scheint gelöst: Wie das Landratsamt mitteilte, war Abwasser aus der Milchkammer eines Bauern ausgetreten. Die Ursache sei bereits behoben. Doch ein Anwohner hegt Zweifel, ob das wirklich alles war.

Anfang Juli war dem Landratsamt und dem Wasserwirtschaftsamt das verfärbte Bachwasser gemeldet worden. Bei einem ersten Ortstermin – als der Bach längst wieder klares Wasser führte – vermuteten die Fachleute Abwasser; eine Wasserprobe, die ein Anwohner genommen hatte, konnten die Ämter aus rechtlichen Gründen, wie es hieß, nicht verwenden. Ein Färbeversuch sollte Klarheit bringen, erübrigte sich jedoch.

Milch im Bach ist keineswegs harmlos

Bei einem zweiten Ortstermin kam nach Angaben des Landratsamtes ein Landwirt auf die Behördenvertreter zu und räumte ein, die Verunreinigung könnte aus seiner Milchkammer stammen. Dort habe sich tatsächlich ein altes Rohr befunden, aus dem Abwasser aus der Kammer ins Freie gelangen konnte. Die milchige Verfärbung des Baches stamme vermutlich von einer Mischung aus Milch, Wasser und Reinigungsmitteln, die bei der Säuberung von Milchtanks und Ähnlichem entstanden sei. Das Rohr wurde stillgelegt; der Landwirt muss einen ordentlichen Anschluss an den Kanal herstellen und mit einem Bußgeld rechnen.

Harmlos ist die Einleitung von Milch in ein Gewässer keineswegs, wie das Landratsamt erklärt. Die Milch wirke sehr sauerstoffzehrend und habe einen "schädlichen Einfluss auf die Wasserbiologie". So ist denn auch Josef Weishäupl, Vorsitzender des für den Aubach zuständigen Fischereivereins Germannsdorf froh, dass die Ursache der Verunreinigung beseitigt ist. Er dankt auch dem aufmerksamen Anwohner, der zu Monatsbeginn die Verunreinigung meldete: "Es ist lobenswert, dass sich nicht nur wir Fischer, sondern auch die Anlieger um den Bach sorgen."

Von Anwohnerseite hingegen wurden Zweifel laut. Die milchige Eintrübung sei in den vergangenen Jahren mehrfach und in unregelmäßigen Abständen aufgetreten. Daher sei der Bauer vielleicht nicht der einzige Verursacher. Diese Zweifel teilt man auch beim Bund Naturschutz.

NACHGEFRAGT


"Beamte verstecken sich hinter Gesetzen"

...sagt Karl Haberzettl, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz. Er hätte die Wasserprobe des Anwohners gern überprüft gewusst.

Sind Ihnen ähnliche Fälle aus dem Landkreis bekannt?

Haberzettl: Ja, aber am Aubach nicht. Die meisten Landwirte leiten ihr Abwasser aus der Milchleitungsreinigung in ihre Güllegrube. Es gibt vereinzelt schwarze Schafe, die leiten es in Vorfluter wie zum Beispiel Bäche aus, weil es doch sehr viel Wasser ist. Das geschieht dann meistens über alte, bestehende Leitungen.

Ein Anwohner äußert nun Zweifel, ob der als Schuldige ausgemachte Bauer wirklich der (einzige) Übeltäter ist. Haben Sie auch Zweifel?

Haberzettl: Um Wasser so weiß zu machen, braucht es eine Menge Milch und die wird ja auch bei schlechtem Milchpreis in die Molkerei geliefert. Ich habe schon an anderer Stelle derart weißes Wasser gesehen und dort gab es keinen Bauern in der Nähe. Man muss schon nachsehen, ob nicht andere Verursacher in Frage kommen.

Was würden Sie vorschlagen?

Haberzettl: Man hätte durch eine Wasserprobe feststellen können, um welche Art von Verunreinigung es sich handelt. Dazu hätte auch die Probe gereicht, die der Anwohner genommen hat. Aber viele deutsche Beamte verstecken sich immer mehr hinter Gesetzen und übernehmen keine Verantwortung mehr. Um sicher zu gehen, dass der Hauptverursacher nicht vielleicht doch jemand anderes ist, hätte man die Probe untersuchen können.