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Bund Naturschutz entkräftet Vorwürfe der Tittlinger Fischer – Regelung des Fischbesatzes notwendig

PNP | 06.10.2018 | Biber steigert Artenvielfalt und Wasserqualität

Passau/Tittling."Der Biber hat sich oberhalb des Rothauer Stausees, dem Dreiburgensee, ein neues Revier gebaut und zu Unrecht den Ärger der Tittlinger Fischer auf sich gezogen", erklärt Karl Haberzettl, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz. Er zeigt sich befremdet angesichts der Vorwürfe der Fischer und betont in einer Stellungnahme die Bedeutung des Bibers für den Artenschutz und die Gewässerqualität.

"Mit dem neuen Revier trägt der Biber zur Steigerung der Artenvielfalt bei und hat vielen anderen Tierarten in diesem Bereich, wie dem Eisvogel, dem Schwarzstorch, der Bekassine, der Ringelnatter, aber auch vielen Amphibien einen neuen Lebensraum geschaffen", so Haberzettl. Er streitet nicht ab, "dass Biber eine enorme Gestaltungskraft besitzen". Doch Dämme, Biberteiche und kleinere Stillgewässer, die der Biber schafft, würden den Lebensraum verbessern. Biberdämme verwandelten reine Fließgewässer in ein System aus unterschiedlich großen Teichen und dazwischen liegenden Fließgewässerstrecken, auf denen Fische Biberdämme umwandern können. Im Gegensatz zu vielen von Menschen gemachten Barrieren würden Biberdämme die Durchgängigkeit der Gewässer nicht beeinträchtigen.

Der Biber sei somit nicht zu verteufeln, sondern ein Freund der Fischer, sagt Haberzettl. Durch das stehende und langsamer fließende Wasser würden Sedimente und Nährstoffe in den Biberteichen zurückgehalten und bildeten so den Anfang eines reichhaltigen Nahrungsnetzwerkes im Biberteich und in dessen Umgebung. Der Sedimentrückhalt führe dazu, dass unterhalb des Biberdamms das Wasser klarer ist und Kieslücken im Bach wieder freigespült werden. Dies schaffe Laichgründe für Fischarten wie Äsche und Forelle.

"Nicht der Biber ist schuld am Rückgang der Laichgründe für Äsche und Forellen, sondern unsere Art der Landbewirtschaftung und unsere Art der Ableitung von Oberflächenwasser, weil damit große Teile von möglichen Laichgründen durch Sedimentablagerungen mehr oder weniger kaputt gemacht werden", kontert Haberzettl Aussagen der Fischer. Da Wasser hinter den Biberdämmen gestaut wird, steige auch der Grundwasserspiegel im Umland. Senken würden geflutet und böten dauerhafte fischreiche Laichplätze für Amphibien und Libellen. Sedimentablagerungen in Biberteichen führten langfristig zu Verlandung. In flachen Uferzonen entwickelten sich Röhrichte. Eingestaute Bäume, die vom Biber nur geringelt, aber nicht gefällt wurden, würden absterben. Sie seien Totholz, aber voller Leben. Zahlreiche Pilz- und Insektenarten nutzten es als Lebensraum und Nahrung, das auch von Vögeln besiedelt wird, so auch dem Specht. Seine Wohnhöhlen nutzten auch andere Arten. Der Biber sei zudem, anders als ihm von den Fischern vorgeworfen wird, nicht in der Lage, Gewässer abzudichten. Spätestens nach einigen Tagen laufe Wasser über den Biberdamm oder daneben vorbei. Der Biber trage somit keineswegs zur Verschlechterung der Wasserqualität im Rothauer See bei. Für das Absinken der Wasserqualität gebe es viele andere Gründe: Man solle darüber nachdenken, wie hoch der Fischbestand in diesem Bereich ist und ob eine Gewässerverunreinigung nicht dadurch bewirkt werde, dass Fische mit "Futterbooten", wie es im Rothauer See der Fall ist, "angefüttert werden". Diese Art der Fischerei passe nicht zu einem naturnahen Gewässer.

Der Biber trage durch seine Tätigkeiten vielmehr zur Gewässerverbesserung bei, auch im Rothauer See, unterstreicht Haberzettl. Er appelliert an die Verantwortlichen, durch gezieltes menschliches Zutun mitzuwirken, um die Wasserqualität im Rothauer See zu erhöhen. − tw